Niepoort 1935-1975 Colheita Port

Herkunft: Portugal / ?% (nicht angegeben) / Preis: >1000€+


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Niepoort, wirklich ein Weltname, was Port anbelangt. Natürlich kann ich am ehesten nur für Deutschland sprechen, aber geht man hier durch die Weingeschäfte und besseren Supermärkte, hat man das Gefühl, Niepoort beherrscht, gut 50 % des weltweiten Porthandels, dabei ist dem interessanterweise gar nicht so. Im Gegenteil gilt das Haus weiter als der etwas edgy, familiäre Kreative, eher „klein, aber fein“. Einer der bekanntesten Weinkritiker der Welt, James Suckling, äußerte im Wine Spectator: „Niepoort is to Vintage Port what Krug is to Champagne. They are both small houses in a world dominated by large competitors, but they are producing outstanding wines few can match.“.

Das Portweinhaus mit Sitz in Porto (in Vila Nova de Gaia) wurde im Jahre 1842 noch von Eduard Kebe gegründet. Die aus den Niederlanden eingewanderte Familie Niepoort stieg dann 1847 ein und übernahm die Firma nach dem Tod des Besitzers. Es ist auch heute noch in fünfter Generation in Familienbesitz und damit eines von gar nicht mal so vielen Portweinhäusern, über das man dies behaupten kann. Ferreira beispielsweise, das wir zuletzt besprochen haben, wurde bereits 1987 von Sogrape, einem größeren Portweinkonglomerat, übernommen, auch wenn es damit immerhin in portugiesischer Hand bleibt.

Heute wird Niepoort von Dirk van der Niepoort geführt. Dieser entdeckte bei einem Praktikum bei Moevenpick in der Schweiz sein Interesse an Spitzenweinen. Nach einem Jahr Praxis im kalifornischen Weingut Cuvaison stieg er 1987, also zufälligerweise genau dem Jahr von Ferreiras Übernahme, an der Seite seines Vaters Rolf in den Betrieb ein und hat seitdem für viel Furore in der Wein und Portwein-Welt gesorgt. Doch darauf kommen wir in einem späteren Artikel zurück, denn zu seinem Einstieg in das Familienunternehmen, war diese Flasche hier schließlich schon 12 Jahre abgefüllt.

Diesmal wird ein 1935 Niepoort Colheita getastet und im Gegensatz zum Ferreira Port zuletzt, prangt diesmal auch der noch heute gängige und offizielle Begriff auf der wunderschönen Oldschool-Portflasche. Was aber bedeutet er genau? Colheita ist zunächst schlicht das portugiesische Wort für Ernte und zeigt an, dass es sich hier um Tawnys aus einem einzigen Jahrgang handelt, ähnlich wie wir es bereits für den Ferreira erklärt haben. Frühestens nach sieben Jahren werden die Weine filtriert und abgefüllt. Es können aber auch Jahrzehnte zwischen Ernte und Abfüllung liegen. In dieser Zeit reift der Colheita Port weiter im Holzfass.

Dirk Niepoort im Lager des Hauses

Regelmäßig werden dann aus dem Fass eines ausgewählten Jahrgangs im Laufe der Jahre immer wieder kleinere Mengen abgefüllt. Daher ist es gerade bei Colheitas wichtig, auf das Abfülldatum zu achten, denn ein Colheita Port von 1935, der 1965 abgefüllt wurde, schmeckt völlig anders als ein 1989 abgefüllter. Noch genauer auf die Unterschiede in den Designationen, werden wir in einem allgemeineren Port-Artikel in Zukunft eingehen.

Wie schon beim Ferreira, können wir nur wieder betonen, wie einen insbesondere die Lebendigkeit und Kraft in den ja nur bei 19 % liegenden Ports begeistert und das fast ein halbes Jahrhundert, nachdem er bereits fertig in die Flasche gekommen war. Der Vietnam-Krieg endete offiziell, Spaniens Diktator Franco starb, eine halbe Ewigkeit scheint seitdem vergangen. Der Niepoort zeigt dabei etwas mehr dunklere, klassischere Tawny Port Aromen als der 1900 Ferreira, ist dafür aber auch umso komplexer. Vornehmlich mit den Aromen in der Nase hätte man sich wahrscheinlich die ein oder andere Stunde oder auch den ganzen Abend beschäftigen können. Mal wieder ein fantastisches Erlebnis.

Robin D. Strippel Notes

Nose:

Sehr komplex, viel Entwicklung im Glas, anfangs etwas verhalten mit Dörrkirsche und eher dunklen Rosinen, was man erwartet, entwickelt er sich immer weiter, zunächst Noten von Melasse und braunem Rum, später leicht gemüsige, frische Noten Richtung Sellerie, Umami-Noten, Granatapfel, etwas Rote Beete, nun auch helle Rosinen, Ingwer, Fenchel, Edelpraline

Taste:

Umami, Granatapfel, Kumin, schöner, frischer Ingwer mit etwas Säure, Fencheltee, Hibiskustee, gedörrte Kirschen und schwarzer Pfeffer, dunkle Rosinen, kompakt, sehr lebendig mit noch schöner frischer Säure im Mund, wobei im Vergleich zum Ferreira etwas dunklerer und tiefer, Mahagonischrank, aber ohne wirkliche Bitterkeit, toll poliert

Finish:

Ganz dezent sogar leicht geröstete Eiche, Mahagoniholz, Hibiskustee, schwarzer Pfeffer und Kirschen

93 Points

John Frose Notes

Nose:

Braun-rötliche Farbe beim ersten visuellen Eindruck, Blütenhonig, reichhaltiger Sirup, subtiler Tee, mit der Zeit kommt süße Bratensoße

Taste:

Intensiv, voluminös, geröstete Nüsse, salzig, mit Marmelade glasiert, der Honig karamellisiert, getrocknete Kirschen, lackierte, dunkle Holzmöbel, langer Abgang von getrockneten Nüssen und Früchten, Energie wie ein alter, deftiger Rum, Tee mit getrockneter Zitrone

94 Points




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