4 Länder, 4 untypische Rosé-Weine


Irgendwo Anfang diesen Jahres hatte mich der spontane Gedanke ereilt, mal gezielt "spannende" Rosés durchzuprobieren. Wie viele Weininteressierte, machte auch ich um die Kategorie bis heute gerne mal einen Bogen und man widmet sich lieber allem anderen, ob renommierte Klassik oder Avantgarde-Flaschen, selbst Orange Wine-Hype lieber als diese laschen Frucht-Sommerweine. Doch zwischendurch fielem mir beim Wein-Shopping in guten Geschäften immer mal interessante Notes für ein paar (wenn auch eine absolute Minderheit) Rosés auf, die garnicht so typisch klangen, man muss nur gut genau hinschauen.

So meine ich mit "spannend" bzw. "untypisch" im Titel auch zunächst mal nur die Aromen. Herstellung, Herkunft usw. sind da erstmal zweitrangig. Einfach weg von dem typischen und immer noch mit Abstand beliebtesten Stil, dem schlanken und fruchtbetonten (und auch da eher im engen Spektrum von Erdbeere und Himbeere) Provence-Archetyp. Daher habe ich auch absichtlich diese anderen Faktoren ignoriert und nach spannenden Aromen aus aller Herren Länder, sowie aus verschiedenen Rebsorten Ausschau gehalten, um sie hier kurz vorzustellen. So kann ich auch abseits der hier vorgestellten jedem nur empfehlen: Testet mal hierzulande immer noch eher seltener zu findende Rebsorten für Roséweine aus, Rosé aus Tempranillo, aus Syrah oder Cabernet Sauvignon können spannende und gar recht rustikale Weine hervorbringen, mit ordentlich Charakter!


Eine der genannten ist heute auch vertreten mit dem 2022 Montes Cherub aus 100% Syrah (Achtung, zu späteren Jahrgängen wie dem 2023er findet sich online die Info über 15% Grenache Beigabe, vermutlich eben um ihn ein klein wenig zu "drosseln"). Kombiniert mit der sehr speziellen Klimatik in Chile, erwartet einen hier ein intensiver und - trotz seiner relativ hohen Süße zu Säure Ratio - frisch-spritziger Rosé mit spannender Tropik dazwischen, Ananas und Grapefruit sind recht prägnant dabei. Toll für z.B. einen Salat, insbesondere mit Früchten oder auch leichtere, südamerikanische Gerichte.

Daneben der "Sommer im Park" von Graf Adelmann, 2019. Ein historisches Weingut mit langer Geschichte, das sogar schon für sein Line Up den Red Dot Design Award gewonnen hat. Der Name überrascht fast ein wenig, denn ja, man hat hier auch typischere Rosé-Noten, dabei aber prägnante Hefe und Fermentations-Aromen, sowie insbesondere ein markanter, heller Rauch wie von gerösteten, weißen Nüssen wie Macadamia und Mandeln. Durchaus spannender, als die meisten Rosés in Park, würde ich behaupten. Und trotz "nur" 87P von mir eine ideale Begleitung insbesondere zu z.B. geschmorten oder geräucherten Fischgerichten. Beim Trinken kann man sich regelrecht z.B. ein Sandwich mit leicht smoky Fisch vorstellen.

2019 Graf Adelmann Sommer im Park

  • Das Weingut Graf Adelmann befindet sich vor der schönen Kulisse von Kleinbottwar in Baden-Württemberg. Dort führt die Reise zur Burg Schaubeck, wo die Familie von Graf Adelmann ihren Sitz hat und das Weingut betreibt. Dieses Gut, das eine Fläche von 21 Hektar besitzt, wurde in den Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter e.V. aufgenommen und produziert inzwischen insgesamt 160.000 Flaschen pro Jahr.

    Ausbau im Edelstahltank.

    Kategorie: Roséwein
    Herkunftsland: Deutschland
    Anbauregion: Württemberg
    Qualitätsstufe/Unterregion: Kleinbottwarer Oberer Berg
    Produzent: Graf Adelmann
    Rebsorte: Cuvée
    Alkoholgehalt: 13%
    Restzucker: 2,3g/l
    Säure: 6,0g/l
    Preis: 9-11€

Nose:

Etwas matschige Erdbeere, Mandarine und schöne Hefenoten, geröstete Mandeln, merklich Rhabarber und Johannisbeere

Taste:

Hauptnote ist merklich Rhabarber, etwas rote Johannisbeeren, dezente Erdbeere und die hellen Nüsse sind deutlich geröstet präsent

Comment:

Trifft eine gute Mitte aus easy trinkbar und doch recht charakterstark für einen Rosé, ein etwas dünner Körper, was im Sommer oder zu passendem Essen aber ja auch ein Plus sein kann.

87P

2022 Montes Cherub

  • Die Trauben für den Montes Cherub Rosé stammen aus Weinbergen von El Arcángel im Colchagua-Tal. In Küstennähe gelegen, bieten sie mit perfekten klimatischen Verhältnissen und von Granit sowie Ton geprägten Böden ideale Bedingungen um diesen saftig-frischen chilenischen Roséwein zu erzeugen.

    Kategorie: Roséwein
    Herkunftsland:
    Chile
    Anbauregion:
    Valle de Colchagua
    Qualitätsstufe/Unterregion:
    -
    Produzent:
    Montes
    Rebsorte:
    100% Syrah
    Alkoholgehalt:
    13%
    Restzucker:
    5,4g/l
    Säure:
    3,9g/l
    Preis:
    10€

Nose:

Stachelbeeren, frische Ananas und junge Erdbeeren, etwas pink Grapefruit, Hagebutte und etwas Minze, toll frisch und fruchtig, aber mit etwas Abwechslung

Taste:

Rosenblätter, Ananas und pink Grapefruit, Hagebuttentee, ein Hauch Hefeteig, etwas Salz und Erdbeeren, Säure schön eingebunden, frisch, leicht prickelnd

Comment:

Ein PLV-Knaller, tolle leichte Tropik und durchaus komplexes Aromenspektrum für Rosé, Chile kann auch tollen Rosé!

89P


In der zweiten Hälfte gehen wir nochmal qualitativ eine Stufe höher. Denn hier haben wir einmal den 2022er Cerasuolo d' Abruzzo Superiore der Reihe Villa Gemma, die von Masciarelli geführt wird. Die bieten oft sehr hohe Qualität für verhältnismäßig schmalen Taler, die Einstiegsweine gehen schon bei 11€ los und der Fokus liegt bis 30€, die besonderen Riservas dann bei knapp unter der 50. Der Gute in diesem Fall ist im 2022er Jahrgang und bereits zuvor in die Top 50 Roséweine Italiens und dort sogar in die Top 10 gewählt worden, in Italien selbst und von Falstaff und das für knapp unter 20€! Tief, komplex, dunkler als andere Vertreter der Kategorie, kann man ihn auch zu leichten Fleischgerichten kombinieren, gerade mediterran mit ein paar Kräutern, ein Traum. 100% Montepulciano Rosés sind seitdem definitiv etwas für meine Wunschliste in Zukunft.

Dann noch den Petite Nymphe mit seinem artistischen Etikett, von Flo Busch. Ein inzwischen in entsprechenden Kreisen recht bekanntes, wenn immer noch relativ junges Projekt im Naturwein-Bereich. Biodynamisch, wie sein bekannter Onkel Clemens Busch an der Mosel, wird hier in Languedoc sehr natürlich gearbeitet, die Weine kommen dementsprechend allesamt unfiltriert in die Flasche. Hier faszinierten mich vorallem zwei Noten: Einerseits eine sehr bestimmte, laktische Säure in der Nase, die merklich im positiven an frischen, handgemachten Joghurt erinnert und feine Orangenzesten sind auch deutlich dabei, erinnert an ein Picknick im Frühling. Der könnte vielschichtig eingesetzt werden, zu Salaten, Fisch, leichten, kalten Fleischgerichten im Sommer.

2022 Villa Gemma Cerasuolo d' Abruzzo Superiore

  • Die Herkunft der Weinberge, die in der traditionellen Abruzzen-Pergola erzogen werden, liegt auf mittelkalkhaltigen tonigen Böden in einer Höhe von etwa 400 Metern über dem Meeresspiegel. Nach der Handernte mit einem Ertrag von 90 Quintal pro Hektar wurden die Trauben gepresst und entrappt, um den Most zu erhalten. Die alkoholische Gärung erfolgte bei kontrollierter Temperatur mit einer Mazeration des Mosts auf den Schalen für 24 Stunden. Die Reifung dauerte 5 Monate in Kontakt mit den Feinhefen.

    Kategorie: Roséwein
    Herkunftsland:
    Italien
    Anbauregion: Abruzzen
    Qualitätsstufe/Unterregion: -
    Produzent: Masciarelli
    Rebsorte: Montepulciano 100%
    Alkoholgehalt: 14%
    Restzucker: 2,2g/l
    Säure: 5,7g/l
    Preis: 15-18€

Nose:

Intensiver Granatapfel, dazu Kirsche, schon halb auf dem Weg zu Rotwein, dann kommt aber auch etwas pinke Grapefruit, Rosen, mineralische Noten und ein Hauch süßer Rauch und Erdbeeren

Taste:

Seidiger Körper und doch recht kräftig dabei, Granatapfel wieder voll im Zentrum, Mineralien, Thymian, Walderdbeeren, toasted oak, Lorbeer

Comment:

Der hat mich fasziniert. Dunkel, komplex, tief, aber trotzdem noch die Leichtigkeit eines Rosés dabei. Würzig, fruchtig, leicht smoky und ein schönes Säure-Süße Spiel, er hat vieles zu bieten und das zu einem tollen Preis.

92P

2022 Flo Busch Petite Nymphe

  • Die Grenache Noir stammt aus einem Weinberg mit rund 30 Jahre alten Reben. Der Weinberg ist geprägt von Kalksteinschotter und großen Flusskieseln mit einem hohen Quarzanteil. Der Carignan stammt aus einem Weinberg mit in einer Mischung aus gelbem und blauem Kalkstein-Mergel und Sandstein, Kieseln und Fossilien. Nach der Handlese wurden die Trauben gepresst und spontan vergoren. Der Ausbau erfolgte sechs Monate im Tank, der Wein wurde ungeschönt mit 45 mg Schwefel (total) gefüllt.

    Kategorie: Rosé
    Herkunftsland: Frankreich
    Anbauregion: Languedoc
    Qualitätsstufe/Unterregion: -
    Produzent: Flo Busch
    Rebsorte: 65% Grenache Noir & 35% Carignan Noir
    Alkoholgehalt: 12,5%
    Restzucker: 2g/L
    Säure: 5g/L
    Preis: 13€

Nose:

Rhabarber und spannenderweise Joghurt-artige Noten, flambierte Orangenzeste, Johannisbeeren, weiße Grapefruit und etwas Himbeere, was ein Spektrum

Taste:

Feine Kohlensäure im Antritt, prickelnd und knackig, Rhabarber, Grapefruitzeste, Rosenblüten, Süßholz, Orange, Mineralik

Comment:

Prickelnd, natürlich, komplex, trotzdem recht leicht durch die 12,5%. Interessant und sicherlich eben für jeden, der spannendere Rosés sucht.

90P

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