Seven Keys Falernum
Herkunft: Deutschland / 15 % / Preis: ca. 28 € (0.7l)
Hach ja, Falernum. Ich glaube hier auf LiquidThoughts habe ich darüber noch nie gesprochen, aber Falernum war tatsächlich one of my first loves in der unendlichen Welt von Bars und Spirituosen. Ich hatte kurz überlegt, hier ein wenig über die Geschichte von Falernum zu fabulieren. Doch durch den Seven Keys Falernum als spannendes, neues Produkt in der Kategorie, wurde ich eher daran erinnert, dass ich noch die Daten und Ergebnisse eines ganzen Falernum-Tastings übrig habe und demnächst teilen sollte. Dort wird dann auch mehr auf die Geschichte eingegangen, hier möchte ich eher persönlich werden. Also zurück zu einem der ersten Wow-Momente auf meiner Reise durch die Welt der Barkultur.
Wir denken uns zurück an meine Anfangszeit im Barkosmos, unterwegs mit meinem BBB (Best Bar Buddy) in allen möglichen, halbwegs hochwertigen Lokalitäten. Zu Zeiten als ich einfach alles ausprobieren wollte und noch gar nicht grundlegende, konzeptuelle, qualitative Unterschiede zwischen Long Island Ice Tea und einem Negroni hätte erklären können. Irgendwann, als ich langsam verstand, was gute Cocktails ausmacht und wie man sie auf einer Karte erkennt, lies ich mir in einer meiner ersten, echten „Lieblingsbars“ in Köln einen Cocktail „tailormade“ machen. Was mit Rum, was Kräftiges, nichts mit viel Säure wie ein Daiquiri, Mai Tai kannte ich auch schon. Also kam ein Corn N' Oil um die Ecke und wurde ähnlich wie die Bar selbst zu einem meiner ersten, bewussten Lieblingsdrinks. Natürlich wurde mir dann auch erklärt, an welcher Zutat es wohl gelegen hat und seitdem teste ich bis heute jedes Rezept mit Falernum direkt aus und bin seltenst enttäuscht.
Frank Watkins, The Barbados Section—Colonial and Indian Exhibition: British Guiana, West Indies, and British Honduras, 1886, engraving, in Illustrated London News, 25. September 1886.
Digital image courtesy of Look and Learn / Illustrated Papers Collection / Bridgeman Images (all rights reserved).
Während es übrigens damals wenig verwunderlich ein John D. Taylor’s Velvet Falernum war (denn sonst war noch quasi nichts auf dem deutschen Markt verfügbar), gab es später nochmal ein gleich großes Wow-Erlebnis, als ich das erste Mal erkannte, was für geile Produkte Bars inzwischen selbst herstellen können. Als mir, nachdem ich eben genau diese Geschichte oben gerade in einer Bar erzählt hatte, ein „homemade“ Falernum serviert wurde, war ich weggeblasen von den Aromen im Glas.
Warum die ganze Geschichte? Nun, einfach um klarzustellen: I really, really love me a good falernum. Getestet habe ich wie gesagt auch schon einige und deshalb kann ich mit Fug und Recht behaupten, der hier, der neue Seven Keys Falernum von Perola (mir von ihnen zur Verfügung gestellt), trifft für mich einen wundervollen Sweet Spot. Denn in der Welt des Falernums gibt es verschiedene Richtungen. Diese genau einzuteilen habe ich mehrmals versucht und umso mehr man es aufsplittet, umso unnötig komplizierter wird es.
Letzten Endes ist die beste, bzw. für das Mixen wichtigste Unterscheidung eigentlich nur, ob (merklich) Säure enthalten ist oder nicht, hier (Gott sei Dank) nicht der Fall. Der Falernum von Revolte beispielsweise oder auch der von Belle Booze (eine Marke der Ona Mor Bar) sind an sich klasse, komplexe Falernums. Nur sind beide bereits mit recht viel Limettenanteil gemischt. Dies hat zwar historisch teils gewisse Vorbilder und passt in viele Tiki-Drinks gut direkt mit hinein. Doch inzwischen gibt es massig Rezepte für Falernum in stirred Drinks (die ich liebe) und die gehen meist von einem süßen Falernum aus, im Original fast immer John D. Taylor. Der wiederum ist super simpel und reduziert, daher wäre ein Upgrade ein Traum. Dies geht aber wiederum nicht mit den Säure-Falernums, denn damit ändert sich quasi komplett die Kategorie des Drinks (von der Trübung mal abgesehen). Denn man kann natürlich keine Säure im Nachhinein aus dem Produkt entfernen in Drinks, aber man kann andersrum bei süßeren Falernums immer einfach Lime Juice/Cordial/etc. beigeben.
Schaut man sich die restlichen an, waren manche nicht ansatzweise deutliches Upgrade genug (mehr dazu im erwähnten, kommenden, Falernumvergleich), andere sehr auf eine der Gewürznoten fokussiert. Wie der, an sich auch sehr gute, Old Judge, den viele Barnerds ja als ihren Favoriten nennen. Wie gesagt, top Produkt, aber auch nicht immer einfach in Rezepten für den Oldschool-Standard austauschbar. Fazit der Überlegungen? Einfach: Die schwierige Aufgabe war also einen Falernum zu machen, der einerseits grob die Idee eines süßen „Allrounder“-Falernums aufgreift, für Massentauglichkeit im Einsatz bei möglichst vielen Rezepten und andererseits ein sehr deutliches Upgrade zu den früheren Industriestandards anbietet (insbesondere für den guten John D.).
Dies ist hier meiner Meinung nach wirklich toll aufgegangen. Das Obligatorische vorne weg: Design = 1A. Clean, modern, jedoch gerade genug mit etwas Vintage-Einflüssen spielend, wie dem goldenen, leicht Oldschool-Font und den Zeichnungen der Botanicals, die an Grafiken aus dem 18. und 19. Jh. erinnern, um weder altbacken noch pseudo-modern zu wirken. Basis ist Jamaika und Barbados-Rum, die Botanicals sind, wie man sich durch den Namen denken kann, sieben an der Zahl: Ingwer, Mandeln, Zimt, Piment, Muskat, Nelken und Tonkabohnen.
Wie man an den Notes unten lesen kann, hat mich das Aroma umgehauen, definitiv in den Top 2–3 der mehr als 12 Falernums, die ich bisher unter der Nase hatte. Ich habe ihn (wie ich es öfters gerne mit schön duftenden Flaschen mache) tatsächlich schon drei Freunden und Freundinnen gezeigt, keiner davon wirklicher Bargänger. Dreimal Begeisterung, zweimal die Bitte, es als Parfüm abgefüllt zu bekommen. Im Geschmack dann genau was ich oben beschrieb, ein wundervolles Allround-Paket. Keine der Noten dominiert so wirklich, was mit Nelke oder auch Piment manchmal schnell schiefgehen kann. Die Intensität ist gleichzeitig gegeben und gerade noch an der Schwelle, sich nicht zu weit von einer „Allzweckwaffe“ zu entfernen. So macht er sich vermutlich in fast allen traditionellen, wie auch modernen Rezepten mit Falernum klasse, unten sind bereits 3 Beispiele aufgeführt. Alle zukünftigen mit Falernum, in denen ich den Seven Keys nutze, werde ich dann nachträglich unten beifügen.
Tasting Notes
Nose:
Wundervoll aromatisch, rein in der Nase einer der intensivsten Falernum, der mir bisher untergekommen ist. Hat eine intensive Wärme, je nach Zeit kommt eine der drei prägnantesten Gewürze mehr raus. Nelke, Piment und Muskatnuss dominieren aufgrund ihrer Charakteristik die Nase, dahinter eine feine Honigsüße, kandierter Ingwer und – eigentlich nur durch die Rum-Basis zu erklären – eine gewisse Bananengelee-Note
Taste:
Ein wenig mehr Süße, als man von der würzigen Nase denken könnte, eingebettet darin aber eine intensive, warme Würze von insbesondere Piment und Nelke. Muskatnuss ist hier im Vergleich zurückhaltender und eher im Finish zu finden, der Ingwer dafür prägnanter als in der Nase, macht sich im letzten Drittel und Abgang schön bemerkbar mit der grünen Wärme, die Spicyness und typische Ingwerhitze hält sich schön lange im Abgang, noch 2–3 Minuten später hat man am Rachen das feine Ingwerkitzeln und etwas Nelke und Piment übrig
Beispieldrinks:
Die Flasche wurde von Perola GmbH zur Verfügung gestellt, danke.